(Fortsetzung)
von
Tours nach Bordeaux
Jetzt
ward den Herrn in Tours doch etwas bange
Vor
preußischen Dragonern und Ulanen,
Vor
ihren Lanzen mit den kleinen Fahnen,
Und sie
besannen sich nun auch nicht lange.
Sie
folgten ihrem großen Thatendrange,
Der sie
schon längst erfüllt mit bösem Ahnen,
Der
jetzt zur Flucht sie trieb mit stürmischem Mahnen,
Daß der
verhaßte Feind sie nicht noch fange.
Kopfüber
stürzte Alles eilig fort,
Was
sich in Tours gerechnet zur Regierung,
Und
flüchtete sich fernhin nach Bordeaux.
Und
kaum beginnt die neue Etablirung,
So brennt
das Feuer wieder lichterloh,
Und
wieder ist man groß mit stolzem Wort.
Nur
kurze Ruh ward unserm Heer gegönnt.
Dem
Feinde nach! Jetzt wird Blois besetzt,
Der
linke Flügel aber treibt und hetzt
Westwärts
den Feind, der schuhlos weiter rennt.
Kein
Bild beschreibt, kein Wort das Elend nennt,
In
welchem sich das Frankenheer anjetzt
Befand
– ermattet, hungrig und zerfetzt,
Von der
Loire-Armee nur ein Fragment.
Noch
einmal hielten Stand sie bei Vendôme
Und
schlugen sich mit großer Tapferkeit,
Dann
wälzte westwärts sich der flüchtige Strom.
Doch
auch das deutsche Heer war decimirt
Und
ließ dem Feind zum Rüsten wieder Zeit,
Nachdem
es noch bei Epuisay agirt.
Gefecht
zwischen Monnaire und Notredame d’Oë
General
v. Kraatz-Koschlau ging vor nach Tours,
Um
diesen Strich vom Feinde ganz zu säubern,
Gab
neuen Stoff uns Kriegshistorienschreibern,
Als er
wie Wetter in die Feinde fuhr.
Dicht
hinter Monnaie fand er ihre Spur.
Da gab
es Kampf mit Männern, nicht mit Weibern –
Der
Feind floh nicht sogleich vor seinen Treibern,
Er wich
nach einem harten Strauße nur.
Die
tapfern neunten pommerschen Ulanen –
Sie
führten aus zwei glänzende Attaken,
Doch
war dabei erheblich ihr Verlust.
Jedoch
der Feind hat wenden sich gemußt –
Die
Unsern blieben mit siegreichen Fahnen
Bis
Notredame d’Oë ihm auf dem Nacken.
Auch in
der Näh von Chartres fand noch statt
Bei Droué
ein vereinzeltes Gefecht.
Da ging
es wieder den Franzosen schlecht,
Sie
hatten bald den Kampf, das Fechten satt.
Gehetzt,
verfolgt, vom vielen Kämpfen matt,
Sind
sie für Ruhm nicht mehr begeistert recht,
Die
Kriegslust ist in ihnen abgeschwächt
Durcht
Sehnsucht nach des Oelzweigs Friedensblatt.
So
wurde ohne große Müh gewonnen
Von
unsern vorgeschobenen Kolonnen
Der
Sieg und kostete nur wenig Leute.
Reich
aber war des leichten Sieges Beute:
Die
Unsern schleppten nach dem Kampfe fort
Viel
Proviant und reichen Viehtransport.
Verwüstung
rings und rauchende Ruinen,
Mit
Blut getränkt das Land, des Todes Siegel
Täglich
sich mehrend – unberaste Hügel,
Die den
Erschlagenen zum Denkmal dienen!
Mähend sind
Hunger, Seuche, Frost erschienen,
Das
Elend eilt, als hätt’s vieltausend Flügel,
Der
Haß, die Rache wüthen ohne Zügel –
Gebietet
endlich, endlich Einhalt ihnen!
Genug
des Blutes und genug der Thränen,
Genug
der Barbarei, des Völkerhasses,
Genug
vernichtetes Familienglück!
Gespenst
des Kriegs, du Mordgerippe, blasses,
Entweich! Ihr Herrscher, stillt der Völker Sehnen
Und
gebt den goldnen Frieden uns zurück!
Neue
Anstrengungen der französischen Regierung
Doch
nein! der Feind geschlagen und geschlagen –
Er
sammelt wieder seine flüchtigen Heere,
Er
rüstet neue zu des Landes Wehre,
Geworfen
steht er auf in wenigen Tagen.
Er
prahlt wohl noch mit seinem Thun und Wagen;
Doch
sind die Worte nicht blos hohle, leere,
Und ob
die That auch des Erfolgs entbehre,
Ist
Anerkennung ihm nicht zu versagen.
Ein
andrer Geist, als Euer Imperator,
Entflammt
das Land – der Republik Diktator;
Wär
Rettung möglich – brächte sie Gambetta.
Doch
auch sein Schwert wird nicht darniederstrecken,
Die ihm
entgegensteh’n – die tapfern Recken,
Würdig
der Heldensänge einer Edda.
Er lügt
– gewiß! Gambetta lügt – er lügt!
Wie
viele Schlachten wir auch siegreich schlagen,
Wir
hören stets den großen Lügner sagen,
Daß die
französische Armee gesiegt.
Doch
wie er auch sein eignes Volk betrügt –
Er
hat’s doch angespornt zu neuem Wagen,
Er hat
gezeigt, wieviel in schweren Tagen
Ein
einzelner, entschloss’ner Mann noch wiegt.
„Könnt
Ihr Armeen aus der erde stampfen?“
So
fragten wir; nun wohl – er hat’s gethan:
Der
Advokat schuf Heer und Feldzugsplan.
Wie
mußten fleißig die Maschinen dampfen,
Um
immer neue Truppen, neue Waffen
Von
hier auf’s Kriegstheater hinzuschaffen!
Die
Luxemburger werden verwarnt
Nehmt
Euch in Acht! Nehmt Euch in Acht! Das Maß
Ist
voll – daß es nicht endlich überläuft!
Soviel
der Feindschaft habt ihr angehäuft,
Daß sie
zuletzt der Vorsicht selbst vergaß.
Uebel
bekommen kann Euch dieser Spaß,
Weil
schon der Uebermuth an Frechheit streift.
Neutralität
– auf die Ihr jetzt Euch steift –
Ist
nicht viel werth, ist spröde, wie das Glas.
Ihr
war’t die Ersten, welche sie gebrochen –
Was
Wunder, daß der Bundeskanzler jetzt,
Der
Frechheit müde, Euch das Gleiche droht?
Was Ihr
gethan, wird nun an Euch gerochen;
Doch
wird jetzt Luxemburg von uns besetzt,
Freut
bei Euch selber sich – der Patriot.
Der
Empfang der Kaiser-Deputation in Versailles
In
feierlicher Audienz empfängt
Der
König in Versailles mit seinem Sohn
Des
deutschen Reichstags Deputation,
Die es,
den Kaiser zu begrüßen, drängt.
Als
Haupt des Reichstags Simson spricht; er denkt
Der
großen Thaten und der Thaten Lohn,
Gedenkt
des Volkes heiliger Mission,
Preisend
die Zeit, die Alles so gelenkt.
Der
König dankt – er dankt dem Volk bewegt
Für
Alles, was es in dem Kampf gethan,
Der
sichern soll des neuen Reiches Bahn.
Ein
jedes Herz da freudig höher schlägt,
Und
gleich, als wollt’ er diesen Tag recht weih’n,
So
wetterte der Mont Balérien d’rein.
Noch
einmal um le Bourget heißer Streit:
Trochu
hat sich seit Langem still verhalten;
Jetzt
bricht er wieder vor und auf den alten
Kampfstätten
wird von ihm das Spiel erneut.
Jedoch
die Garde war zum Kampf bereit;
Mag der
zuerst ungünstig sich gestalten,
Sobald
es ihr gelingt, sich zu entfalten,
War
siegreich hier auch ihre Tapferkeit.
Der
Feind muß wieder aus le Bourget weichen,
Und
auch auf Stains der Angriff ihm mißlang,
Obwohl
mit Uebermacht er darum rang.
So
konnt’ er auch bei Bondy nichts erreichen,
Nichts
auch bei Villiers, wo fast mit Behagen
Die
Artillerie den Angriff abgeschlagen.
Ueberfall
einer Feld-Eisenbahn-Abtheilung in Ham
Der
alte Moltke hatte recht geseh’n:
Faidherbe’s
Armee wird reorganisirt,
Mit
Kriegsgeräth und Truppen kompletirt,
Um
wieder kampfbereit im Feld zu steh’n.
Es wird
nicht viele Zeit vorübergeh’n,
Bis
Faidherbe’s Heer von Neuem operirt
Und
nochmals stolz auf Amiens marschirt,
Um
wieder gut zu machen, was gescheh’n.
Ein
kleines Vorspiel war es als in Ham
Die
dritte Eisenbahn-Division
Durch
die Moblots gefangen ward genommen.
Die
Feste fiel; nur Wenige sind entkommen –
Bei
starkem Frost im Schnee sind auf dem Damm
Der
Eisenbahn sie nach Fère gefloh’n.
Dafür
fiel Montmédy in unsre Hand,
Das,
von der siebenundzwanzigsten Brigade
Cerniert,
jetzt bombardirt ward ohne Gnade
Und
bald in hellen, lichten Flammen stand.
Da
unterhandelte der Kommandant.
Schon
groß genug das Elend und der Schade,
Verzweiflung
stieg schon bis zum höchsten Grade –
Da
schwieg der Hochmuth, und der Dünkel schwand.
Nur
sechsunddreißig Stunden ward beschossen
Die
Feste – und sie hat kapitulirt;
Nicht
spricht der Kommandant mehr stolz und keck.
Vom
General Kameke Nachts kommandirt,
Hat
Major Hilgers in Iré le Sec
Die
Kapitulation bald abgeschlossen.
So
kräftig fühlte Faidherbe schon sich wieder,
Daß er
zur Offensive überging.
Manteuffel
achtet nicht den Feind gering,
Vorgehend
ordnet er des Heeres Glieder.
Schon
auf dem Marsche sang es Siegeslieder,
Faidherbe
in guter Stellung es empfing
An der
Hallue. doch froh und guter Ding
Warf es
zuletzt den Uebermächtigen nieder.
Zwar
widerstand der Franken rechter Flügel –
Hier
ward in sieben Stunden nichts erreicht –
Bei
Querrieux der linke aber weicht.
„Malheur!
Malheur!“ – so stürmte fröhlich vor
Der
Dreiunddreißiger lustiges, tapferes Korps –
Und
wieder gab’s für die Franzosen Prügel.
Ein
Vorposten vor Paris in einer Decembernacht
Ein
kalter Wind weht stürmisch aus Nordost,
Die Dörfer
und die Fluren eingeschneit,
Rings
um die riesige Weltstadt weit und breit
Wird
Alles starr und starrer durch den Frost.
In
dunkler Nacht, als Ihr die Augen schloßt,
Vorposten
steht der Füsilier; die Zeit
Vertreibt
ihm schneller der Gedanke heut,
Was
wohl als Christkind bringen wird die Post.
O
sendet ihm die reichsten Liebesgaben:
Wurst,
Speck und Schinken, Cognac und Cigarren –
Laßt
ihn am Christfest nicht vergeblich harren!
Doch
wollt Ihr recht des Kriegers Herz erlaben,
So
schickt ihm nicht blos Wäsche, Strümpfe, Schuh –
Die
Liebe leg’ ihr süßes Wort hinzu!
Weihnachtsfeier
bei den Vorposten vor Paris
Bei
Baucresson steht eine Riesentanne,
Die
haben in der heiligen Weihenacht
Zum
Christbaum ausgeschmückt mit großer Pracht
Vorposten,
daß das Heimweh sie verbanne.
Da
wurde weich so manchem harten Manne –
Die
Thräne stahl sich in das Auge sacht,
Er hat
an Weib und Kind daheim gedacht:
„Wie
geht’s wohl meinem Hans und meiner Anne?“
Und als
das Licht des Baumes strahlt und schimmert,
Hat Mont
Valérien schnell mit Granaten
Begrüßt
die weihnachtsfeiernden Soldaten.
Die
haben wenig sich darum gekümmert –
Rings
um Paris um tausend Weihnachtsbäume
Versenkten
Krieger sich in Heimathsträume.
Die
Feldpost kommt – sie hat durch Feindes Land,
Von
Franktireurs gehetzt, verfolgt, bedroht,
Entgangen
der Gefangenschaft mit Noth,
Befördert,
was von Hause ward gesandt.
Die
Briefe wandern jetzt von Hand zu Hand,
Und
manche bleiche Wange färbt sich roth
Bei
süßem Wort, das innige Liebe bot,
Das
weiten Weg zu treuem Herzen fand.
Gewiß –
der Dienst der Feldpost ist beschwerlich,
In dem
fanatisirten Land gefährlich;
Doch
trägt sie auch in sich den schönsten Lohn.
Sie
eilt von Bataillon zu Bataillon,
Theilt aus
und nimmt in sicheren Verschluß
Mit
manchem Brief den letzten Gruß und Kuß.
Der
Weihnachtsabend in der Heimath
Der
Vater fehlt, der sonst den Baum geschmückt;
Sonst,
wenn das liebe, schöne Christfest nahte,
Ging
mit der Mutter heimlich er zu Rathe
Und hat
dann Geld ihr in die Hand gedrückt.
Sie
kaufte, was die Kinderschaar entzückt:
Ein
Körbchen für Marie vom feinsten Drahte,
Ein
Pferd für Karl, die Puppe für Beate –
Wie war
die liebe kleine Welt beglückt!
Heut
fehlt der Vater – in den Krieg gezogen,
Verwundet
in des Kampfes wildem Wogen –
Der
gute Vater ist vielleicht schon todt.
Daheim
die Seinen aber leiden Noth.
O, wenn
Euch strahlt des Christbaums helles Licht,
Vergeßt
des braven Kriegers Kinder nicht!
1.
„Und Friede
sei auf Erden!“ – goldnes Wort,
Wann
wirst du wahr? wann endet all der Jammer,
Den im
Palast und in des Armen Kammer
Des
Menschen Streit hervorruft immerfort?
Statt
Eintracht – Krieg! Kein Einklang, kein Akkord!
Noch
immer wirft kriegslustig Thor den Hammer,
Und
immer neu erstehen Kriegsentflammer –
Wann
unter Menschen endet denn der Mord?
„Und
Friede sei auf Erden!“ – Wie ein Hohn
Ertönt
das Wort bei der Geschütze Brüllen –
Wird
nie der Menschheit Sehnsucht sich erfüllen?
„Und
Friede sei auf Erden!“ – Ewiger Frieden
Wird
dann erst sein der Menschenwelt beschieden,
Wenn
die Vernunft besteigt der Götter Thron.
2.
Die
Bruderliebe muß den Frieden bringen,
Und
Liebe ist nicht bei dem Götterglauben:
Seit
Troja fiel, die Götter sich erlauben
Entzweit
zu sein bei kriegerischen Dingen.
Sie
hetzen selbst zum Kampf und blutigem Ringen,
Sie
raufen selbst sich mit und tödten, rauben,
Und wem
da hilft des stärkern Gottes Schnauben,
Wird
seinem Gotte ein Te deum singen.
Ist es
denn anders in der Welt der Christen?
Mit
ihren Göttern ziehen sie zu Felde,
Und
Gott und Mensch zu blutigem Kampf sich rüsten.
Der
ewige Friede kommt wohl nicht in Bälde,
Der
ewige Friede wird erst sein auf Erden,
Wenn
all die Göttergläubigen Menschen werden.
Doch
groß in Allem, riesig ist die Zeit:
Bewundernswerth
die Siege unsrer Waffen,
Noch
größer, was der Geist mit seinem Schaffen
Vollbringt
in Werken für die Ewigkeit.
Dort
dehnt sich eine Felswand meilenbreit –
Der
Geist vollendet im Zusammenraffen
Der
Kraft, mit seinem Denken, kühnem, straffen,
Ein
Werk des Friedens in der Völker Streit.
„Und
Friede sei auf Erden!“ – Frohe Kunde!
Der
Mont Cenis durchbohrt! Nicht länger scheiden
Wird er
die Völker, die verwandten beiden.
Nun heißt
es auf dem ganzen Erdenrunde:
„Wie
reich die Zeit an großen Siegen war –
Das ist
der größte Sieg in diesem Jahr!
Manteuffel
verfolgt die französische Nordarmee
und
erreicht Bapaume
Kein
Weihnachtsfest! Der Krieger muß
verzichten,
Er darf
des Festes holden Dienst nicht theilen,
Er darf
nicht lieben, darf nicht Wunden heilen,
Muß
selber Wunden schlagen, muß vernichten.
Manteuffel’s
Heer hat ernste, schwere Pflichten,
Es darf
nicht rasten, darf sich nicht verweilen –
Dem
flüchtige´n Feinde gilt es nachzueilen
Und
seine Reihen immermehr zu lichten.
Es
drang bereits am ersten Weihnachtstage
Vor bis
Albert; am zweiten ward erreicht
Bapaume
– der Feind noch weiter nordwärts weicht.
Was
Faidherbe auch von seinem Siege sage –
Ist er denn
siegreich nach Arras gefloh’n?
Spricht
seine Flucht der Prahlerei nicht Hohn?
Der
wack’re Pestel – war’s nicht bei Saarbrücken,
Wo
seinen Namen man zuerst genannt?
Ja
wohl, dort wurde er der Welt bekannt:
Er ließ
sich nicht einschüchtern und berücken.
Dem
kühnen Muth wird stets das Größte glücken.
Ein
Löwenherz, vorsichtig und gewandt,
Hat
sicher er den Sieg in seiner Hand –
Selbst
Uebermacht kann ihn nicht leicht erdrücken.
Pestel
mit einer fliegenden Kolonne
Stieß
bei Longpré auf eine Feindesschaar,
Die ihm
bedeutend überlegen war.
Doch
lachte ihm auch hier des Sieges Sonne,
Und die
dem Feind entrissenen Trophäen –
Sie
waren Zeuge dessen, was geschehen.
Das
Schloß Robert le Diable wird gestürmt
Dann gab’s
noch einige kleinere Affairen:
Der
Oberst Willich überfiel den Feind
Bei
Souchez, der sich hier ganz sicher meint
Und
drum es kaum versuchte, sich zu wehren.
Doch
auch der Gegner will zurück jetzt kehren
Zum
ersten Kampf auf’s Schlachtfeld, wie es scheint,
Nachdem
er neue Streitkraft sich geeint –
Will
neu des Krieges wilde Flammen nähren.
Von
Briare zog bis Moulineaux heran
Des
Feindes Schaar; da überschritt die Seine
Ein
Theil der Unsern und besiegte jene.
Er
schlug sie tüchtig und erstürmte dann
Das
Schloß, das alte, Robert-le-Diable,
Von dem
man sich erzählt manch’ alte Fabel.
Die
Ruhe währt auch bei Vendôme nicht lang,
Wie
nöthig auch sie unsern Kriegern war:
Ein
Streifkorps macht sich auf nach Montoire,
Sougé und
Troo zu bändigen durch Zwang.
Der
Oberstlieutnant Boltenstern – er drang
Beherzt
bis Troo vor abwärts den Loir;
Doch
hier erkannt’ er, daß er in Gefahr,
Da ihn
der Feind im Rücken schon umschlang.
Jedoch
ein deutsches Herz kennt kein Verzagen –
Zurück
nach Montoire! Dem Feind entgegen!
Drauf!
Hurrah! – ist der Feind auch überlegen.
Er
schlägt sich durch und hat davongetragen
Den
schönsten Sieg: war aus dem Netz gegangen
Und
nahm vom Feind noch Hunderte gefangen.
Noch
einmal streiften bei Vendôme Franzosen –
Die
stießen auf den General Lüderitz;
Doch
der nahm übel den Sylvesterwitz,
Gab
derbe Lektion den rothen Hosen.
Ein
kleines Nachspiel zu dem grandiosen
Bei
Orleans! Es kam des Feind’s Geschütz
Und
Kriegsgeräth hier wieder in Besitz
Der
deutschen Truppen, der ermüdungslosen.
Das war
der blutige Schluß vom alten Jahr
Auf
diesem Theil des weiten Kriegstheaters;
Doch
ausgebrannt war nicht der Herd des Kraters.
Von
Neuem wird er – jetzt schon ist es klar,
Und Jeder
kann schon jetzt es prophezeien –
Unheil
und Elend und Verderben speien.
Ein
Plan, ein Plan – ein neuer großer Plan!
Gambetta
selber hat ihn ausgeheckt,
Hat
selbst den Lyonesen ihn entdeckt,
Die für
das Ganze wenig noch gethan:
„Auf
Dijon sendet schnell ein Korps per Bahn!
Bis
jetzt ward General Werder nur geneckt;
Vielleicht
gelingt’s, daß er die Waffen streckt –
Bourbaki
wird sich ihm von Westen nah’n.
Es
gilt, die Festung Belfort zu entsetzen,
Das
Korps des General Werder aufzureiben,
Zu
okkupieren die Etappenstraße.“
Doch
Moltke wacht – er wird nicht ruhig bleiben,
Er
rechnet, wie Ihr wißt, mit sichrem Maße
Und
wird stets fertig mit des Gegners Netzen.
Bourbaki
schickt bereits sich an, den kecken,
Verwegnen
Plan Gambetta’s auszuführen:
Schon
läßt sein Heer auf Dijon er marschiren;
Doch
sucht er seinen Abzug zu verdecken.
Es muß
ein Streifkorps unsre Truppen necken,
Als
wolte er nach Norden avanciren,
An der
Loire abwärts operiren,
Als sei
sein Heer bestimmt zu andern Zwecken.
Das
Streifkorps hat bei Bonny mit den Hessen,
Die
General Rantzau führte, sich gemessen
Und
ward von ihnen derb zurückgewiesen.
Es
mußte sich bald wieder südwärts wenden,
Gefangne
lassend in der Gegner Händen –
Die
Hessen wohlgemuth den Marsch ihm bliesen.
Von
Süden und von Westen her bedroht,
Zieht
Werder jetzt aus Dijon sich zurück –
Er hat
mit klarem und mit scharfem Blick
Erkannt,
was seine Lage ihm gebot.
Verläßt
auch Moltke nicht ihn in der Noth –
Wie
leicht kann wenden sich des Krieges Glück!
Die
Hilfe fern – und nah das Mißgeschick –
Da
lächelt nicht die Zukunft rosenroth.
Er
weicht zurück, die Lage zu beherrschen,
Zieht
ab in angestrengten Tagemärschen
Und
koncentrirt die Seinen bei Vesoul.
Hier
sitzt der Held auf seinem Feldherrnstuhl,
Entschlossen
fest, das Vaterland zu schirmen,
Wie
immer die Gefahren sich auch thürmen.
Der
Mont Avron wird bombardirt und besetzt
1.
Ein
Wort die ganze Welt elektrisirt –
„Ah!
das Bombardement – es hat begonnen!
Die
Heeresleitung hat sich doch besonnen –
Paris
wird endlich, endlich bombardirt!
Seitdem
die deutsche Kriegsmacht es cernirt,
Ist
schon ein volles Vierteljahr verronnen,
Und
viele, viele Schlachten sind gewonnen –
Doch haben
sie zum Frieden nicht geführt.
„Warum
verzögert man denn die Beschießung
Der
Riesenstadt, die doch zur Friedensschließung
Das
ganze Volk gewiß geneigter macht?“
So
fragte man, und weil man so gedacht,
Ward
froh die Kunde allwärts aufgenommen –
Nun wird’s,
so hofft man, bald zum Frieden kommen.
2.
Doch
Halt! Noch ist die Sache nicht so weit,
Zunächst
wird von den Sachsen nur beschossen
Der
Mont Avron, von dem sich stets ergossen
Der
Feind beim Ausfall in der jüngsten Zeit.
Und ob
die Kälte groß, und wie’s auch schneit,
Die
Artillerie schießt dennoch unverdrossen,
Der
Mont Avron schon nicht mehr Feuer speit.
Am
dritten Tage ward der Berg besetzt;
Die
Schanzen waren demolirt, zerfetzt –
Die
erste That des Prinzen Hohenlohe.
Zu zeigen,
daß er auch Paris bedrohe,
Ließ er
die Batterie bei raincy spielen,
Aus der
zwölf Bomben in die Vorstadt fielen.
Da
droht von Neuem Aufruhr in Paris,
Und
wieder muß mit der Gewalt der Waffen
Entschlossen
die Regierung Ruhe schaffen,
Die
anders sich nicht mehr erhalten ließ.
„Verräther“
wieder die Regieruing hieß
Das
Volk, ergrimmt, erbost, daß sie im schlaffen
Nichtsthun
verstände nicht, sich aufzuraffen,
Noch
immer nicht dem Feind die Wege wies.
Auch
macht sich fühlbar immermehr der Hunger,
Das
Elend wächst zur Unerträglichkeit –
Man
ahnt, daß schrecklich sich das Ende naht.
Die
Leiter stutzten und sie pflegten Rath.
„Nein!
nicht ergeben!“ Alle sind in junger
Begeisterung
für fortgesetzten Streit.
Beschießung
der Forts Nogent, Rosny und Noisy
Wird’s
wirklich Ernst? Ja, die Geschütze
schleudern
Nun
auch auf Nogent, Rosny, Noisy
Ihr
wuchtiges Geschoß und fehlen nie –
Sie
gleichen nicht den Munitions-Vergeudern.
Und
wären auch die Forts in Panzerkleidern –
Sie werden
demolirt doch ohne Müh.
Bewundernswerth
ist unsere Artillerie
Und
furchtbar den Franzosen, ihren Neidern.
Doch
auch von drüben donnern die Geschütze,
Ununterbrochen
leuchten auf die Blitze,
Zu
Wolken schichtet sich der Pulverdampf.
Die
Erde zittert, und man fühlt sie beben,
Wie
wenn sie unterirdische Kräfte heben –
Und
tagelang dauert der Vernichtungskampf.
Der
letzte Tag in diesem Jahre –
Er
gleicht den andern: Kampf, Zertörung, Mord!
Noch dauert
auf die Forts der Angriff fort,
Der
Donner dröhnt die schrecklichste Fanfare.
Dort
betten sie auf blutbespritzte Bahre
Verwundete
Kameraden zum Transport
Ins
ferne Lazareth – dem Andern dort,
Dem
bricht das Auge schon, das sonst so klare.
„Fahr
hin, Kamerad, und nimm den letzten Gruß!
Du
warst ein Mann vom Scheitel bis zum Fuß,
Ein
ganzer Mann – undwarst so brav und bieder.“
So
klagt betrübt der Freund – „ich hab gedacht,
mit dir
zu feiern die Sylvesternacht“ –
Spricht’s
– und die nächste Kugel streckt ihn nieder.
Dem
alten Jahre bei seinem Abschiede
Du
brachtest Blut und reiche Thränenströme,
Entflammtest
neu den alten Völkerhaß:
Jetzt
gehst du hin – zu Ende ist dein Paß –
Wohlan!
Wir fordern dich erst vor die Fehme.
Jedoch
dir bangt vor keinem Anatheme;
Stolz
trittst du hin, nicht voller Angst und blaß:
Was wir
erstrebten ohne Unterlaß –
Du
machtest blutigen Ernst mit dem Probleme.
Deutschland
geeint! Nicht so wie wir gedacht –
Doch
strahlend stehst du da; - die
Weltgeschichte
Hat’s dennoch
gut mit unserm Volk gemacht!
Geh
hin! Du bist entlastet vor Gerichte.
Wir
meinen wohl – doch waren nicht vergebens
Die
Hekatomben all des edlen Lebens.
Dem
neuen Jahre bei seinem Antritt
Mit
Blut beginnst du – eine Thränensaat!
O mögst
du bald des Krieges Jammer enden,
Mögst
bald, recht bald du deine Schritte wenden
Und
segnend wandeln auf des Friedens Pfad!
In Heil
verkehre, was der Ehrgeiz that!
Dann
wird selbst aus den blutbefleckten Händen
Dankbar
die Menschheit nehmen deine Spenden,
Verschmerzend,
was der Krieg gefällt, zertrat.
Leg du
den Grund zu langem Völkerfrieden!
Welch
grauenvolles Bild der Krieg uns bot!
Des
Krieges Gräuel sei des Krieges Tod!
Verbannt
in alle Zukunft und gemieden
Sei,
was da weckt und schürt den Völkerstreit,
Die
Völkerkraft dem Völkerglück geweiht!
Mit
Blut beginnt das neue Jahr – ja wohl,
Mit
frischem Blut schon an dem ersten Tage;
Der
Kriegsgott fragt nicht, ob es uns behage –
Er
sendet täglich Opfer zum Scheol.
So
lange Ihr ihm laßt sein Monopol,
Mäht
unersättlich er mit kräftigem Schlage,
Wollt
Ihr befreit sein von des Krieges Plage,
So
stürzt zuerst das scheußliche Idol!
Am
Neujahrstag – wie furchtbar die Zerstörung
Im
Osten von Paris! Sie kann Euch zeigen,
Wohin
Ihr kommt mit des Idols Verehrung.
Zertrümmert
sind des Feindes Kasematten,
Die sie
für bombenfest gehalten hatten,
Der
Forts Batterien, stumm geworden, schweigen.
Vor
Winterkälte und von Fieberfrost
Geschüttelt,
kam aus Frankreich nach St. Wendel
Ein
Krieger, dessen Kraft die Kriegeshändel
Fast
aufgerieben und die schlechte Kost.
Preis
Euch, Ihr Jungfrau’n, die Ihr mild beschloßt,
Weil
Euch der Dienst kein eiteles Getändel,
Den
Mann zu retten, dessen Lebenspendel
Bereits
die Stunde wies zur letzten Post.
Bewußtlos
sank er hin – die Kräfte flieh’n,
Und
Niemand auf dem Bahnhof, der ihn fahre
Zur
Heilanstalt – doch Liebe schaffte Rath.
Vier
Jungfrau’n trugen ihn auf einer Bahre
Ins
ferne Lazareth und pflegten ihn:
Das –
dünkt mich – war des Krieges schönste That.
Unüberwindlich,
uneinnehmbar gilt
Bei den
Franzosen Mézières, das feste,
Den
Zweifler weisen ab sie mit Proteste,
Ja,
einen Narren ihn ihr Glaube schilt.
Jetzt donnert
das Geschütz und kracht und brüllt –
In
Trümmer stürzen Hütten und Paläste,
Es bebt
das Herz des Menschen, das gepreßte,
Und
Todesbangen jede Brust erfüllt.
Das war
ein Neujahrsmorgen voller Schrecken!
Und
schon am zweiten Tage muß, bezwungen,
Die
Feste vor dem Feind die Waffen strecken.
Den
Deutschen war’s mit ihrem Fall gelungen,
Daß an
der belgischen Grenze hin die Bahn
Vollständig
nun in ihre Hand gethan.
Gefechte
bei Sapignies und Bapaume
Am
zweiten Tag des Jahr’s griff Faidherbe an
Mit großer,
rühmenswerther Energie
Des
achten Korps’ Vortrab bei Sapignies –
Jedoch
den Sieg auch hier er nicht gewann.
Und
andern Tags mit dreißigtausend Mann
Erneuert
er den Kampf; doch Sieg verlieh
Nicht
Uebermacht – die Deutschen schlugen sie
So
derb, wie man ein Heer nur schlagen kann.
Da
wieder zeigte sich die Feldherrnkunst
Des
General Göben und der Heldenmuth
Der
preußischen fünfzehnten Division.
Faidherbe’s
Armee nach viel verspritztem Blut
Ist
abermals nach Arras hin gefloh’n;
Doch wieder
macht er Frankreich blauen Dunst.
Gefecht
bei Moulineaux-Lalonde
Und auf
dem linken Seine-Ufer schlug
Bei
Moulineaux-Ladonde am andern Tage
Der
General Bentheim derb, mit wuchtigem Schlage
Den
Feind auf kühn improvisiertem Zug.
Und dem
Geschlagnen setzte nach im Flug
Der
Major Preinitzer zu Schreck und Plage
Und
machte größer noch die Niederlage,
Die
wieder viel Trophäen uns eintrug.
Drei
Fahnen, vier Geschütze, Munition
Und an
Gefangenen eine große Zahl
Fiel in
dem Treffen in des Siegers Hand.
Der
Rest des Feindes ist zersprengt gefloh’n –
Vergeblich
jeder weitere Widerstand:
Gefangenschaft
und Flucht nur – bleibt zur Wahl.
Die
Festung Rocroy wird durch
Durch
kühnen Handstreich kam in die Gewalt
Der Deutschen
Rocroy, die kleine Feste –
Es
nähert unvermuthet sich dem Neste
Ein
schwaches Korps und überrumpelt’s bald.
Kaum
machte es vor seinen Wällen Halt,
Da
hielt es die Besatzung schon für’s Beste,
Zu
bitten, daß die ungebetnen Gäste
Einzögen
– draußen war es doch zu kalt.
Im
Schlafrock setzte fest der Kommandant
Mit
unsrer Macht der Uebergabe Norm,
Wahrscheinlich
fehlte ihm – die Uniform.
Ging
Alles zu ganz freundlich und gemüthlich;
Die
Unsern aber thaten dann sich gütlich,
Da man
hier noch genug zu leben fand.
Fécamp
wird von deutschen Truppen besetzt
Und
wieder dringt jetzt bis zur Meeresküste
Nordwestlich
vor die deutsche Heeresmacht
Und hat
den Küstenstrich in Angst gebracht,
Daß sie
nun fest sich an der See einniste.
Wie immer
General Faidherbe sich auch brüste –
Hier,
an der See, fehlt es an einer Wacht,
Die auf
die deutschen Truppen habe Acht
Und
widerstehe ihrem Seegelüste.
So wird
der schöne Hafen Fécamp jetzt
Von
unsern Truppen ohne Kampf besetzt,
Und
Furcht verbreitet weithin sich am Strande.
Auch
Havre fühlt sich an des Unglücks Rande,
Steht
doch der Feind bereits in Yvetot,
Stolz,
drohend, kampfbegierig, schlachtenfroh.
Schon
wieder fiel ein Kriegsplatz erster Klasse,
Der
Euch als uneinnehmbar hat gegolten:
Als bei
Bapaume die Schlachtendonner rollten,
Hofft
Péronne auch auf eine freie Gasse.
Entsatz
ist nah – es feuert eine Masse
Geschosse
ab, als ob sie rufen sollten
Die
Brüder, die noch gar nicht kommen wollten,
Verlangend,
daß man Péronne nicht verlasse.
Allein
der Schlachtendonner ist verhallt –
Faidherbe
ist doch von Neuem wohl geschlagen –
Das
Dröhnen kommt aus immer weitrer Ferne.
Erloschen
sind der Hoffnung lichte Sterne,
Und
neue Sterne leuchten nicht sobald –
Da fiel
die Feste schon nach wenigen Tagen.
Beschießung
der Südfront von Paris
1.
Und vor
Paris – da donnern die Kanonen
Auch
auf der Südfront nun; durch Mark und Bein
Geht
ihr Gebrüll, ihr Toben und ihr Schrei’n
Den Menschen,
die noch in den Dörfern wohnen.
Da
hilft kein Beten zu den Schutzpatronen,
Kein
abergläubisches Mittel schlägt da ein –
Hier
rast der Krieg, der wilde Krieg allein,
Der
kennt die Milde nicht und kein Verschonen.
Man hat
mit dem Bombardement gezaudert
Wohl
lange Zeit, vielleicht zu lange schon –
Es fiel
indeß manch braver deutscher Sohn.
Nun
wird der Schlag geführt mit voller Wucht,
Und
wenn das Herz Euch bebt, die Seele schaudert,
Seht da
– das ist des Chauvinismus Frucht.
2.
Ja,
auch im Süden donnern die Geschütze,
Auch da
hat sich ein feuriger Vulkan,
Verderben
speiend, plötzlich aufgethan –
Es
schleudern die Batterien Blitz’ auf Blitze.
Nun
geht’s zu Ende wohl mit Eurem Witze,
Zu Ende
mit dem lang gehegten Wahn,
Daß
aufgegeben sei der Angriffsplan
Aus
Ehrfurcht vor der „Bildung heiligem Sitze.“
Paris
ist längst von seiner Höh gesunken,
Und
seid Ihr auch noch selbst von Ruhmsucht trunken –
Wer
hält für unantastbar Eure Stadt?
Einst
groß, ist jetzt ihr Geistesstreben matt,
Paris,
wo sonst gesprüht des Geistes Funken –
In eine
Festung sich verwandelt hat.
3.
Und als
die ersten Schüsse dröhnend fielen,
da
sammeln auf den Höh’n sich die Soldaten,
Zeugen
zu sein der neuen, großen Thaten,
Zu folgen
mit dem Blick den Projektilen.
Und
unsere Artilleristen sicher zielen:
Schon
ist zu seh’n die Wirkung der Granaten,
Schon
läßt aus den Erfolgen sich errathen,
Wer in
dem großen Wettkampf muß verspielen.
Da
mischt sich in das Dröhnen und das Krachen
Ein
Hurrahschrein auf den besetzten Hügeln,
Wie’s
einst am Sedantag durchlief die Runde.
„Das
wird und muß dem krieg ein Ende machen“ –
So
hoffen sie, und heimwärts auf den Flügeln
Der
Lüfte senden sie die frohe Kunde.
1.
Doch
groß zeigt jetzt Paris sich im Entsagen,
Des
Luxus Kind – vom Mangel heut bedroht;
Starb
auch wohl Keiner noch den Hungertod,
Am
Hungertuche doch schon Viele nagen.
Jedoch
man findet ab sich mit dem Magen:
Fehlt’s
auch noch nicht am Wichtigsten, dem Brot,
Es
wächst das Elend, und es steigt die Noth:
Man ißt
schon Pferdefleisch mit viel Behagen.
Die
Ratte gilt bereits als Leckerbissen,
Man
läßt an Hund und Katze sich genügen,
Und
ohne Klage weiß man sich zu fügen.
Jetzt
auch dem Frost wird man zu trotzen wissen,
Opfernd
den Schmuck der Elysäischen Felder,
Da
Kohlen fehlen und das Holz der Wälder.
2.
Nun
wird gestellt auf eine neue Probe
Der
Muth der Stadt; denn schon – zum Schrecken Allen –
Auf
Faubourg St. Germain die Bomben fallen;
Da
leiden gleich die Blouse und die Robe.
Wie
aber der Geschütze Kampf auch tobe,
Wie
unaufhörlich auch des Donners Hallen,
Noch
läßt man keinen feigen Ruf erschallen –
Wer
ist’s, der solche Festigkeit nicht lobe?
Da
stürzt ein Weib, da wird ein Kind getroffen,
Da will
ein Greis sich retten und sinkt nieder –
Von dem
Geschoß zerrissen sind die Glieder.
Bei
solchem Anblick jedes Herz erstarrt;
Doch
Männermuth bei seinem Trotz verharrt –
Und
edel wär’ er, könntet Ihr noch hoffen.
Jules
Favre protestirt gegen das Bombardement
Doch
worauf Euer Hoffen sich noch richtet?
Selbst
Eure Forts – sie sind nicht bombenfest,
Und der
Entsatz-Armeen letzter Rest
Ist
weit zurückgedrängt, wenn nicht vernichtet.
Glaubt
Ihr denn wirklich, was Gambetta dichtet,
Der
Eure Heere überall siegen läßt?
Meint
Ihr, daß mit dem kläglichen Protest
Jules
Favre’s sich der Himmel wieder lichtet?
Der
schonungslose Angriff fester Plätze
Ist
allgemeiner, alter Kriegsgebrauch –
Dem
unterliegt Paris nun eben auch.
Ihr selber
habt der Kunst berühmte Schätze,
Die
„heilige Stadt“ in die Gefahr gebracht,
Als Ihr
Paris zur Festung habt gemacht.
Am
vierten Tage des Bombardements der Südfront
Noch
gährt der Krater, und die Donner rollen.
Bald
klingt’s, wie des empörten Meeres Brausen,
Dann
wieder ist’s ein Heulen und ein Sausen,
Ein
Krach und dann ein langes dumpfes Grollen.
Nervenzerreißend
dauert in dem tollen
Aufruhr
das Dröhnen, Brüllen ohne Pausen;
Laßt
tausend Teufel in der Hölle hausen –
Ihr
Lärm gleicht nimmer diesem unheilvollen.
Die
Mauern bersten, stürzen jäh zusammen,
Es
schlagen mächtige, himmelhohe Flammen
Empor
aus der Kaserne auf Montrouge.
Weh’
Euch! Gebt endlich Euer Spiel verloren!
Ihr
tragt die Schuld, Ihr habt’s heraufbeschworen,
Ob
Favre auch die Hand in Unschuld wusch.
Die
Beschießung von Paris
in der
Nacht vom 8. zum 9. Jannuar
Und in
der Nacht vermehrt sich noch der Schrecken:
Beworfen
wird Paris mit Brandgeschossen.
Da
zeigt sich mancher Bürger wohl entschlossen,
Doch Angst,
Verwirrung herrscht an allen Ecken.
Aus
vielen Häusern schon die Flammen lecken.
Man
hilft, man löscht, arbeitet unverdrossen;
Jedoch
das Unheil zählt zuviel Genossen,
Kann
Hilfe da auf Alle sich erstrecken?
Die
Bombe achtet nicht auf Hospitäler,
Auf
Kirchen, Schulen, der Museen Pracht –
Wer
kennt ihr Ziel, fliegt heulend sie davon?
Verrichten
wird dereinst der Kriegserzähler,
Was Val
de Grâce litt in der Schreckensnacht,
Was das
Odeon und das Pantheon.
Behauptung
der Schanzen von Clamart
Am andern
Abend haben unverzagt
Die
Siebenundachtziger nicht ohne Müh
Die
„schwarzen Rächer“, die „chasseurs de nuit“,
So aus
le Val, wie Moulineaux gejagt.
Und als
es die Franzosen dann gewagt,
Urplötzlich
anzugreifen in der Früh
Die
Schanzen bei Clamart, da wurden sie
Gedroschen
von den Bayern, eh’ es tagt.
Es
mußten wohl zuerst zurück sich zieh’n
Die
Bayern vor der großen Uebermacht;
Doch
kehrten bald in größrer Zahl sie wieder.
Ein
Bajonett-Angriff in dunkler Nacht!
Nun
schlugen sie mit ihren Kolben nieder
Vom
Feinde, was nicht eiligst konnte flieh’n.
feiert
sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum
Der
Kriegsminister sieht auf fünfzig Jahre,
Verbracht
im Militärdienst, heut zurück,
Mitten
im Krieg – heroisches Geschick:
Der Schlachtendonner
dröhnt ihm die Fanfare!
Im
Dienst des Vaterlands sind ihm die Haare
Ergraut;
ihm fiel zur Last ein schweres Stück
Arbeit,
und lacht uns heut des Krieges Glück,
Das
Vaterland den reichsten Dank nicht spare!
Eifern und
fest verfolgte er sein Ziel,
Des
deutschen Volkes Wehrkraft recht zu stärken,
Und
scheute nicht den ernstesten Konflikt.
Was er
gewollt – jetzt kann das Volk es merken:
Sein
starrer Wille war kein Trotz, kein Spiel –
Fest
auf die Zukunft hat er hingeblickt.
Kreuzfahrten
der Korvette „Augusta“
Ein
Abenteuer unsrer Kriegsmarine!
Als ob
sie gar nichts dort zu fürchten hätte,
Fährt
ein in die Gironde die Dampf-Korvette
„Augusta“,
die gewandte, schnelle, kühne.
Sie
sammelt fleißig ein, wie eine Biene,
Die
Brigg „St. Marc“, die Bark, die nette,
„Pierre
Adolph“, den Dampfer Max, das fette
Transportschiff
– Alles mit ganz heitrer Miene.
Da
haben sich der brave Kapitän
Weickhmann
und Puck und Heyden Bootmannsmaate,
Und
Lieutnant v. Leppel hervorgethan.
Doch in
Bordeaux war Angst im hohen Rathe,
Gar
sehr bedenklich schien ihn, was gescheh’n:
War
seine Sicherheit nicht auch ein Wahn?
1.
Auch
bei Vendôme ward es von Neuem rege,
Prinz
Friedrich Karl ergriff die Offensive,
Und Chanzy
glaubt, daß er Gefahr nicht liefe,
Wenn er
jetzt wieder vorwärts sich bewege.
Doch
ihn erwarteten nur neue Schläge,
Die
Todeswunde nur, die schwere tiefe;
Es ist,
als ob ihn sein Verhängniß riefe,
Daß es
ihn endlich von dem Schlachtfeld fege.
So kam
zuerst es zum Zusammenstoß
Beim
Walde von Vendôme; das dritte Korps
Warf
Chanzy’s Truppen in den Wald hinein.
Dann
aus dem Wald hinaus und hinterdrein!
Nun
dringt der Prinz auf allen Seiten vor,
Und Tag
um Tag wird dunkler Chanzy’s Loos.
2.
Und wieder
singen wird das Lied und agen
Von
dem, was deutscher Wille hier vollbracht,
Wie er
geschlagen die Entscheidungsschlacht,
Noch
unsern Enkeln in den fernsten Tagen.
Schlacht? Nein! kein regelrechtes Schlachtenschlagen
–
Zerstampft,
zerstoßen ward des Feindes Macht
Durch
unaufhörliche Schläge, Tracht auf Tracht,
In
einem taglang fortgesetzten Jagen.
Nicht
das Terrain mit seinen Dornenhecken,
Die
Knicks der Perche, die gut den Feind verstecken,
Sind
diesen Jägern ernstes Hinderniß.
Nicht
Nebel, Schneesturm, Glatteis hält sie auf –
Ihr
Ungestüm sie rastlos vorwärts riß –
Nein!
bis der Feind zermalmt ist, weiter! drauf!
3.
Ein
dichter Nebel hüllt die Gegend ein –
Der
Feind zieht langsam sich zurück und weicht.
Stülpnagel
drängt bis Savigny ihn leicht
Noch
mehr zurück und folgt ihm hinterdrein.
Auch
steht er bald im Treffen nicht allein;
Denn
Manstein hat schon Epuisay erreicht,
Mit dem
das dritte Korps den Feind verscheucht,
Ihn
weiter jagend über Stock und Stein.
Zuletzt
ward noch des Tages Ziel errungen:
Es war
zum Braye-Abschnitt vorgedrungen
Das
Heer und fand auf Stunden kurze Ruh.
Und auf
dem rechten Flügel unaufhaltsam
Dringt
Friedrich Franz von Chartres vor gewaltsam
Und
kommt zuletzt bis Nogent-le Rotrou.
4.
Der
ande Morgen lachte schön und klar.
Frischj
auf! und vorwärts! weiter! immer weiter!
Die
Infanterie, die Artillerie, die Reiter –
Auf
allen Wegen vorwärts, Schaar auf Schaar!
Nicht
zu bewältigen ist der Strom – fürwahr,
Die
Fluth wird immer mächtiger, immer breiter –
Wer
zählt die Legionen, zählt die Streiter? –
Da ward
dem Feind sein Irrthum offenbar.
Er
weicht zurück. Die Sachen stehen schlecht.
Nur hin
und wieder noch ein klein Gefecht
Bei Pon´ce, Bancé, Vibray und Bellême.
Bis Ecorpain
rückt vor das deutsche Heer,
Erreicht Calais, la Chartre ganz bequem
Und la
Ferté Bernard nicht eben schwer.
5.
Anstrengend,
mühvoll war der nächste Tag:
Der
Feind noch einmal kräftiger widersteht –
Glatteis
und Schneefall, und der Sturmwind weht,
Und
Nebel wieder auf den Fluren lag.
Jedoch
der Muth Unglaubliches vermag.
Das
dritte Korps entschlossen vorwärts geht,
Und
stürmend wirft aus Ardenay die Tête
Den
Feind, versetzt ihm Schlag auf Schlag.
Das
zehnte Korps bei l’Homme des Morgens focht,
Siegreich,
bei Brives Nachmittags; aber Schmidt
Mit
weniger Erfolg bei Montreuil stritt.
Auch
Friedrich Franz hat wieder es vermocht,
Bei
Sceaux des Feindes Widerstand zu brechen,
Konnt’
er der Weisung auch nicht ganz entsprechen.
6.
Groß war
am andern Morgen noch die Glätte,
Doch
klar die Luft und eben nicht sehr kalt,
Drum
auf! mit Tagesanbruch schon – und bald
Entbrennt
der Kampf auf mancher neuen Stätte.
Es
bleibt der Strom in dem gewählten Bette:
v.
Bismarck kämpft bei St. Hubert im Wald,
v.
Flatow nimmt Changé und macht dann Halt,
Stülpnagel
schließt bei Parigné die Kette.
Am
heftigsten hat Friedrich Franz gestritten –
v.
Wittich hat den Huisne-Bach überschritten
Und ist
von Beillé auf Lombron marschirt.
Doch
General Tresckow konnte nicht erzwingen
Den
Uebergang und nicht den Sieg erringen,
Vom
Feind blieb Pont de Gisnes noch okkupiert.
7.
Am
andern Tag von Neuem Frost und Nebel.
Das
dritte Korps bleibt streng auf seiner Tour,
Nimmt Champagné, les Arches Château in Kur –
Zufrieden
jeder Hauptmann und Feldwebel.
Und
auch das neunte Korps zückt heut den Säbel:
Es
nimmt im Kampfe das Plateau d’Anvour
Das es
gestanden in Reserve nur,
War
seinem Eifer jetzt ein mächtiger Hebel.
Auch
war’s ein Ehrentag für Friedrich Franz:
Bei
Connerré der Uebergang erzwungen!
Dann
hat das Korps noch stundenlang gerungen.
Ein
schwerer und ein blutiger Waffentanz!
Am
Abend stand es siegreich bei Chapelle
Und bei
Lombron – sein Ruhm strahlt wieder hell.
8.
Am
nächsten Morgen steht der Prinz gerüstet
Zur
Schlacht, jedoch der Feind nimmt sie nicht an;
Chanzy
die wilde Flucht kaum hindern kann –
Der
Schrecken hat bereits sich eingenistet.
Wie
Chanzy immer sonst sich auch gebrüstet,
Die
Hoffnung auf Erfolg ihm jetzt zerrann;
Nur auf
des Heeres Rettung er noch sann –
Nach
großen Siegen ihm nicht mehr gelüstet.
Er
leistet hier und da noch Widerstand:
Bei Fatines, Corneille, Chanteloup; allein
Der
Muth dem Heere mehr und mehr entschwand.
Und
siehe da – Nachmittags plötzlich drang
Das tapfre
zehnte Korps ein in le Mans –
Das
dritte folgt ihm eilig hinterdrein.
Verfolgung
der Chanzy’schen Armee
1.
Das war
der Todesstoß – zwar in den Straßen
Wird
noch gekämpft; doch schon beginnt die Flucht,
Es löst
sich auf die Disciplin, die Zucht,
Ehr’
und Gloire die Feinde jetzt vergaßen.
Erbärmlich
ist und über alle Maßen
Die
Feigheit und der Selbsterhaltungs Sucht;
Zermalmend
wirkt der deutschen Schläge Wucht –
Dahin
die letzte Kraft, die sie besaßen.
Ein
ungeheures Kriegsmaterial,
Das der
Franzosen Vorsicht aufgeschichtet,
Ward
unser und Gefangene ohne Zahl.
Chanzy’s
Armee – sie war – sie ist vernichtet!
Um sie
in ihren Resten aufzureiben,
Beginnt
sofort ein tagelanges Treiben.
2.
„C’etait un sauve qui peut“ – ja wohl! In Hast
Sucht
Jeder sich zu retten, wie er kann.
Nur
fort! nur fort! Der Flüchtende begann
In
Angst sich zu entkleiden jeder Last.
Die
Preußen folgen, gönnen keine Rast;
„Lehm
up!“ – die Einundneunziger rücken an,
Das
Lager von Conlie das Korps gewann
Ohn’
alle Müh’, im ersten Anlauf fast.
Dann
ward der Feind getrieben bis Laval –
Das
nimmt die zwanzigste Division –
Auf
Rennes weithin der Feind sich weiter stahl.
Ein
anderer Theil, nach Alençon entflohn,
Wird
von dem Großherzoge fortgehetzt.
Auch
ward jetzt wieder Tours von uns besetzt.
Der
General Rantzau stand noch bei Briare.
Den
wollte hier der Gegner ganz erdrücken:
Er
griff ihn an zugleich in Front und Rücken
Urplötzlich
und in überlegner Schaar.
Ringsum
der Feind – nicht klein war die Gefahr!
Allein
es sollt dem Gegner doch nicht glücken,
Sich
hier des Sieges Lorbeerreis zu pflücken –
Der
große Berg kaum eine Maus gebar.
Hat
auch nicht Rantzaun Sieg davongetragen,
So hat
er doch sich tapfer durchgeschlagen
Und hat
dabei Gefangne noch gemacht.
Vom
Feind verfolgt, hat Gien er erreicht,
Von wo
noch weiter er nach Norden weicht,
Und
keine Schlappe ward ihm beigebracht.
Gefecht
bei Croix und Abbévillers
Auch
Werder stellt indessen seinen Mann.
Er hat
erkannt, wie folgenschwer, wie wichtig
Jetzt
all sein Thun, und ordnet höchstumsichtig
Die
Abwehr des viel stärkern Feindes an.
Hart an
der schweizer Grenze rückt heran
Der
General Bressolles. Doch sein Thun ist
nichtig:
v.
Tresckow hat den Weg verlegt ihm richtig,
Daß er
sich Belfort nicht mehr nähern kann.
Das
„Korps der Rächer“ schleicht von Hippolyte
Heran;
Tresckow von Delle entgegenzieht –
Da gab
es bei Croix von Neuem Tänze.
Die
„Rächer“, von den Unseren bedrängt,
In
ihrer Stellung mehr und mehr beengt –
Sie
überschritten bald die schweizer Grenze.
Die
deutsche Südarmee wird formirt
Und
zwei Armeekorps nahen jetzt geschwind,
Dem
Korps des General Werder beizusteh’n –
Man
darf des Gegners Plan nicht überseh’n,
Und
Moltke ist für die Gefahr nicht blind.
In
eiligen Märschen, trotzend Schnee und Wind,
Durch
weite Thäler, über Bergeshöh’n
Die
Truppen frohen Muth’s nach Osten geh’n –
Doch
bis zum Ziel noch mancher Tag verrinnt.
Auch aus
der Heimath trifft noch Zuzug ein,
Um
Werder’s tapfre Schaaren zu verstärken –
Bald
wird’s der Feind an neuen Schlägen merken.
Es soll
sich eine Südarmee formiren,
Die
wird bei Vesoul – Lure sich koncentriren –
Ihr
Führer wird General Manteuffel sein.
Gefecht
bei Schenoz le Sec und Levrecey
Bourbaki
nun bereits in Dijon stand;
Von
hier aus sucht er Werder abzuschneiden
Von
Vesoul. Werder, um dies zu vermeiden,
Hat
aber dorthin längst schon sich gewandt.
Jetzt
rückt er vor. Da ist der Kampf entbrannt.
Doch
hatte hier der Vortrab nur von beiden
Das
nächste Loos der Heere zu entscheiden –
Und
unsre Macht den Weg zum Siege fand.
Der
Kampf entspann sich bei Schenoz le Sec
Und
Levrecey; denn schon war vorgedrungen
Bourbaki
über Rioz weit hinaus.
Die Unsern
haben schwer und brav gerungen,
Gestürmt
die Dörfer und den harten Strauß
Gedrängt
den Feind von seiner Richtung weg.
Am
andern Tage donnern die Kanonen
Bei
Belfort, wie seit langer Zeit nicht, viel;
Die
Perches, die starken Forts, sind heut ihr Ziel –
O,
könnten fliehen, die in Belfort wohnen!
Und
Nachts wird’s rege in den Bataillonen,
Sie
rüsten sich zu heißem Kampfgewühl.
Auf!
wackres Bataillon von Schneidemühl –
Du
darfst dein Leben heut, Dein Blut nicht schonen!
Mit
Hurrah hat es Danjoutin gestürmt,
Wieviel
auch Hindernisse aufgethürmt
Der
Feind – es warf nach Belfort ihn hinein.
Vor
Belfort stand der Feind jetzt nur allein
Im
Osten noch, und fleißig, unverdrossen
Wird
von den Preußen Belfort nun beschossen.
Von
Garibaldi ward schon längst geschwiegen;
Nun
giebt auch er ein neues Lebenszeichen.
Gambetta’s
Plan in Allem zu erreichen,
Bleibt
Garibaldi fest in Dijon liegen.
Doch
seine Streifkorps weit nach Norden fliegen,
Den
Bienen, wenn sie schwärmen zu vergleichen;
Bis
Châtillon sie schon verwegen streichen
Und
trunken von den erst erhofften Siegen.
Bei
Montbard war’s, wo sie sich mit Bravour
Auf ein
Detachement der Preußen warfen
Mit
einem Angriff, einem heftigen, scharfen.
Jedoch
sie trafen gerade auf den Rechten:
Auch
Oberst Dannenberg versteht zu fechten,
Und
Blut bezeichnet ihres Rückzugs Spur.
1.
Am
nächsten Tag fiel Werder in die Flanke
Des
Feindes, der in dichtgedrängten Massen
Auf Belfort
zog. Das wollte ihm nicht passen,
Drum
setzt er seinem Vormarsch eine Schranke.
Das
Goltz’sche Korps mit löwenkräftiger Pranke
Stürzt
sich auf Marat, sucht den Feind zu fassen;
Doch
muß es seine Beute wieder lassen –
Der
Feind sich bei der Artillerie bedanke.
Weiter
auf Moimay! Ohne Kampf genommen!
Noch
aber ist’s zu hartem Strauß gekommen –
Jedoch
des Feindes Waffen nichts vermochten.
Die
Vierunddreißiger um Moimay fochten
Mit
Vierunddreißigern auf Feindes Seite
Und
jagten ihre Gegner in die Weite.
2.
Inzwischen
hat mit großer Tapferkeit
v.
Schmeling’s wackre Division gerungen
Bei
Villersexel. Dorthin vorgedrungen,
Nahm
sie den Ort in heißem, blutigem Streit.
Doch
immer immer wieder ward der Kampf erneut:
Angriff
auf Angriff! – aber Schmeling’s Jungen
Stehn
felsenfest; nicht ist’s dem Feind gelungen,
Terrain
zu nehmen eine Spanne breit.
So ward
gekämpft bis in die dunkle Nacht;
Dann
wich v. Werder vor der Uebermacht,
Zog
langsam sich zurück aus Villersexel.
Der kluge
Feldherr kennt des Glücks Wechsel,
Und
seine Absicht war nunmehr erreicht:
Der
Durchbruch ist geglückt – im Ganzen leicht.
Gefechte
bei Ste. Marie und Dasle
In
starker Stellung steht an der Lisaine
v.
Werder jetzt, jedoch fest eingezwängt:
Im Rücken
Belfort, in der Front beengt
Bourbaki
ihn, verfolgend seine Pläne.
Der
naht ihm schon und weist bereits die Zähne,
Hat im
Gefecht ihm schon was angehängt,
Aus
Arcey ihn und Ste. Marie gedrängt.
So ward
gekämpft auch schon an der Allaine.
Hier
war’s bei Dasle und bei Seloncourt,
Wo sich
aus Oels das Landwehr-Bataillon
Mit
Ruhm bedeckt im Kampf mit Uebermacht.
Groß
die Gefahr! Ringsum die Feinde droh’n,
Und
retten kann der General Werder nur
Die
Tapferkeit in der Entscheidungsschlacht.
Die
dreitägige Schlacht an der Lisaine
1.
Leonidas
steht in den Thermopylen,
Und
seiner würdig sind die tapfern Schaaren
Der
Seinen all; sie kennen die Gefahren,
Sie
wissen wohl, wohin die Feinde zielen.
Und
wenn im Kampf auch Alle, Alle fielen,
Sie
werden treu die deutsche Ehre wahren
Und
Schmach und Schimpf dem Vaterland ersparen –
Die
Badener und die preußischen Mobilen.
Sie
haben alle es sich fest gelobt,
Den
Feind an keiner Stelle durchzulassen,
Käm’ er
auch an mit noch so großen Massen.
Und wie
der Sturm der wilden Schlacht auch tobt –
Nicht
Einer bebt, will um das Leben werben:
Sie
sind bereit zu fallen und zu sterben.
2.
Bourbaki
griff zuerst mit Artillerie
Das
Zentrum an, die Linie Mömpelgard
Bis
Héricourt. Da ward neun Stunden hart
Gerungen;
das Geschütz Verderben spie.
Dann
rückt zum Sturm heran die Infanterie;
Doch
überall der Feind geworfen ward –
Die
Gegner drangen vor nicht einen Yard;
Nur
Städtchen Mömpelgard besetzten sie.
Das
Schloß blieb unser. Auch die Badener fochten
An
diesem Tag bei Chagey tapfer schon,
So daß
auch hier die Feinde nichts vermochten.
Und
auch von Tresckow’s tapferer Legion
Ward an
dem blutigen Tage nichts versäumt,
Hat sie
freiwillig auch Croix geräumt.
3.
Am
andern Tag verhüllt ein Nebelflor
Der
Artillerie das sonst so sichre Ziel.
Heut
steht die Infanterie im Kampfgewühl –
Mit
„Hurrah!“ geht auf Mömpelgard sie vor.
Sie
nimmt’s zurück. Allein das badische Korps,
Wie
heldenmuthig es auch focht, wieviel
Es Blut
geopfert im gewagten Spiel,
Doch
Chenebier heut und Frahier verlor.
Doch
was der Feind gewollt, ihm nicht gelang:
Er
konnte unsern Flügel nicht umgehen,
Ja,
nicht einmal bis Frahier er vordrang.
Und
Denfert, der auch heut gewagt Ausfälle,
Zog
bald zurück sich hinter seine Wälle –
Und in
Croix die Unsern wieder steh’n.
4.
Der
dritte Tag! Schon lang vor
Morgengrauen
Wird
von Badensern Frahier neu besetzt;
Von
hier wird überrascht in Chenebier jetzt
Der
Feind, der sorglos ist und voll Vertrauen.
Das Dörfchen
wird entrissen seinen Klauen,
Er muß
entweichen, wird verfolgt, gehetzt,
Des
vorigen Tages Scharte ausgewetzt –
Doch
ist auf Sieg noch immer nicht zu bauen.
Der
Feind kehrt bald mit Uebermacht zurück,
Und
Chenebier ist nun länger nicht zu halten;
Doch
weiter auch erstreckt sich nicht sein Glück.
Er kann
bei Frahier nehmen nicht die Hügel,
Er kann
im großen Wald sich nicht entfalten –
Da läßt
der Adler sinken seine Flügel.
5.
„Nein!
Hier kommt Niemand durch! Nach Deutschland führt
Den
Feind der Weg nur über unsre Leichen!“
Die
tapfern Männer sich die Hände reichen,
Ein
Blick, ein Druck der Hand das Feuer schürt.
Nein!
Hier kommt Niemand durch! Bald hat’s gespürt
Der
Feind an den mit Kraft geführten Streichen –
Nein!
diese Mauern bringt er nicht zum Weichen,
Nein!
diese Wand sich nicht vom latze rührt!
Was sie
gelobt – sie haben’s treu gehalten;
Wieviel
Kolonnen mag der Feind entfalten –
Von
dieser Mauer sind sie abgeprallt.
Ein
jeder Krieger wußte was es galt,
Und
jeder Einzelne war bereit, sein Leben
Zum
Schutz des Vaterlandes hinzugeben.
6.
Nein!
Hier kommt Niemand durch! Drei volle Tage
ward
immer wieder von dem Feind erneut
Der
Angriff; doch wie gestern, standen heut
Die
Tapferen bereit zu neuem Schlage.
Entschieden
war des Feindes Niederlage,
Bourbaki’s
beste Truppen sind zerstreut,
Und
Werder’s Korps des schönsten Siegs sich freut –
Gelöst
ist auch des Krieges letzte Frage.
Es
bleibt wohl manche Arbeit noch zu thun,
Noch
darf des Deutschen Krieger’s Schwert nicht ruh’n –
Doch
neigt der Krieg sich mehr und mehr zu Ende.
Herrlich
die That! Und ewig wird sie preisen
Mein
Volk in immer neuen, schönen Weisen,
In
seiner Lieder reichsten Dankesspende.
7.
Am
dritten Tag schon sah man Abends ziehen
Rückwärts
den Feind, doch blieb es unbestimmt,
Ob die
armee, die ganze, Reißaus nimmt,
Ob nur
ermattet einzelne Theile fliehen.
Auch
andern Tags noch spielen Batterien;
Doch
schon im vollen Siegesjubel schwimmt
Das
deutsche Heer: der Feind zieht ab, ergrimmt,
Daß ihm
der Kriegsgott nicht den Sieg verliehen.
Da
weitet sich der deutschen Männer Brust,
Vergessen
sind Strapazen und Verlust –
Des
Siegs nur bleibt sich Jeder froh bewußt.
Den
höchsten Lohn in dem Gedanken fand
Das
Heldenheer: durch zähen Widerstand
Hat’s
treu beschirmt das theure Vaterland
8.
So
Großes war dem wackern Korps gelungen
Durch
seine eigne Tapferkeit allein –
Manteuffel
griff in das Gefecht nicht ein,
War
leider noch soweit nicht vorgedrungen.
Den
starken Feind hat es allein bezwungen;
war es an
Zahl auch noch so schwach und klein –
Der
Muth, der Heldensinn ihm Kraft verleih’n:
Ein
David – hat’s mit Goliath gerungen.
Am
fünften Tag, nach einer kurzen Ruh,
Folgt
es dem Feinde, der auf seiner Flucht
Zurückgeht
zwischen Oignon und Doubs.
Nun wird
es ernten seiner Thaten Frucht,
Die
deutsche Kraft wird neuen Lorbeer pflücken –
Steht
doch Manteuffel schon dem Feind im Rücken.
Bei
Langres auch ward wiederum gestritten:
Major
v. Köppen stieß auf eine Bande
Von
Franktireurs, wie deren viel im Lande
Umher
sich trieben nach des Krieges Sitten.
Bei
Marac war’s – da folgt’ er ihren Tritten,
Und
bald, nach einem kurzen Widerstande,
Entfloh
der Feind, bedeckt mit Schimpf und Schande,
Aus dem
Gefecht mit schnellen, flüchtigen Schritten.
Erschlagen
lag ein Theil auf weitem Plane.
Als
Siegeszeichen trugen eine Fahne
Die
Siebenundsiebziger aus dem Kampfe fort.
Der
Gegner aber, nach dem Mißgeschick,
Zog in
die Festung Langres sich zurück,
Die
stets den Franktireurs ein sichrer Hort.
Ja!
Schlag auf Schlag – und Siege jeden Tag,
Wie in
der Kette Glied sich fügt zu Gliede!
Fast
werden wir der vielen Botschaft müde,
Mit
Sehnsucht harrend auf den letzten Schlag.
Die
schöne Stunde noch nicht kommen mag,
Wo uns
aufathmen läßt der goldne Friede,
Wo Ruhe
einkehrt in die Maffenschmiede,
Die
jetzt der reichen Arbeit fast erlag.
Im
Norden auch noch immer Kriegstumult –
Dort
hält den General Loysel in Schach,
Der
stark in Havre steht, der General Gayl.
Der hat
mit Franktireurs nicht viel Geduld –
Gebändigt
wird allmälig dieser Theil
Des
Nordens, der zu weitrem Kampf zu schwach.
Doch
Faidherbe macht noch einmal viel zu schaffen:
Er
rückt von Neuem aggressiv ins Feld,
Da
wieder er sein Heer für fähig hält,
Es
aufzunehmen mit den preußischen Waffen.
Es
gilt, die letzten Kräfte aufzuraffen –
Hin auf
Paris sieht jetzt die ganze Welt;
Wird
Hilfe nicht von Außen ihm gestellt,
Muß
seine Thatkraft doch zuletzt erschlaffen.
Der
General Göben stand jetzt an der Somme,
Abwartend
bis ihm Faidherbe näher komme;
Der
rückt mit seinem Heer von Cambrai vor.
Göben
erfaßt den günstigen Augenblick
Und
schlägt zuerst ein vorgeschobnes Korps
Bei
Vermand, treibt’s nach St. Quentin zurück.
1.
Am
andern Tag kam’s zur Entscheidungsschlacht.
Das war
ein stundenlanges Kampfeswogen;
Kolonnen
stürmten, und die Reiter flogen –
Der
Feind stand da in trotziger Uebermacht.
Er ward
so leicht zum Weichen nicht gebracht,
Hat Schritt
um Schritt nur sich zurückgezogen,
Und
Ströme edlen Bluts hat eingesogen
Der
kampfdurchwühlte Boden bis zur Nacht.
Faidherbe
sucht Abends St. Quentin zu halten,
Doch
glückt ihm das auf kurze Stunden nur –
Die
Schlachtenmächte rasend weiter walten.
Neunzehner
stürmen spät noch mit Bravour
Den
Bahnhof – auch die Stadt wird da zuletzt
Geräumt
von Faidherbe und von uns besetzt.
2.
Ganz
kläglich andern Tags die Retirade
Des
Frankenheeres, jammer-, schreckensvoll!
Sie
fliehen nicht, sie rasen, blind und toll,
Und
massenweise bitten sie um Gnade.
Die
Preußen leiden auch im höchsten Grade,
Jedoch
die Brust in Siegesfreude schwoll –
„Und
wenn es Göben nöthig scheint, so soll
An uns
es fehlen nicht! Was macht’s? Was Schade!“
So der
Soldat. Er kennt des Kriegers Pflicht,
Er
murrt nicht, ruht, bis sie gethan ist, nicht,
Dann
auf die Siege leert er seinen Humpen.
Faidherbe’s
Armee ist aufgelöst, vernichtet –
Er hat
zuletzt nur noch ein Heer in Lumpen
Und hat
es nicht noch einmal aufgerichtet.
Nach dem
Siege der deutschen Nordarmee
Niedergeworfen
überall die Heere,
Zerstreut
weithin nach Westen, Süden, Norden,
Und
Eure Lage aussichtslos geworden –
Wer
trägt noch die Verantwortung, die schwere?
Ist
jetzt nicht jede Hoffnung eine leere?
Ist weitres
Kämpfen nicht ein bloßes Morden?
Folgt
nicht den Trieben roher, wilder Horden,
Die nur
aus Rachlust werfen ihre Speere!
Denkt
an Karthago, an Jerusalem!
Der
Krieg kennt kein Erbarmen, kein Verschonen,
Kennt
nur sein eignes eisernes Gesetz.
Noch
schmückt Paris der Schönheit Diadem –
Es wird
zum Raube werden den Kanonen,
Siegt
die Vernunft nicht über das Geschwätz.
Die
Beschießung von Paris in den Tagen vom 10. bis 18. Jannuar
Noch
trotzt Paris. Tagtäglicher Bombenregen
Hat
noch gebrochen nicht der Bürger Muth,
Das
Unheil steigert nur den Haß, die Wuth,
Die bis
zum letzten alle Herzen hegen.
Man
wird vertraut mit den Kanonenschlägen,
Gewöhnt
sich an den Anblick auch von Blut,
Und die
Zerstörung selbst von Hab und Gut
Weckt
keinen Ruf mehr nach des Friedens Segen.
Die
Einen heldenmüthig – And’re schlaff.
Die
Garden ziehen trunken auf die Wälle
Und
singen jubelnd: „Vive la Guerre, Piff! Paff!“
Doch
das Verderben steht schon an der Schwelle:
Nicht
lange wird der Widerstand mehr dauern –
Schon
stürzen in den Forts die stärksten Mauern.
Ausfälle
der Pariser Besatzung
Durch
Ausfall noch der Feind zuweilen neckte,
Doch
ohne daß es rechter Ernst ihm schien:
Trochu,
dem man sein Zaudern nie verzieh’n,
Die
Garde zu beschäftigen nur bezweckte.
Drum
all sein Lärm die Unsren nicht erschreckte –
Sie
fürchteten den Feind nicht, höhnten ihn,
Selbst
wenn mit dem „Granaten-Baldachin“
Das
Feuer seiner Forts sie überdeckte.
Noch
einmal wurde le Bourget das Ziel
Von
täglich wiederholten Ausfallskämpfen,
Die
immer Schein nur blieben, immer Spiel.
Und
auch die Bayern und das elfte Korps,
Drang
keck der Feind aus seinen Forts hervor,
Vermochten
leicht den Uebermuth zu dämpfen.